Florschließen
Frauen wie Männer trugen im 18. Jahrhundert Halstücher aus schwarzem Flor, einem feinen, leichten Seidenstoff. Ab etwa 1750 wurden die beiden Enden des gewundenen Tuches mit einer aus zwei Teilen bestehenden Metallschließe verbunden. Sie war zunächst klein und schlicht und diente ausschließlich dem Zusammenhalten des seidenen Tuches im Nacken. In der zweiten Jahrhunderthälfte entwickelte sich die Schließe zu einem Schmuck für Frauen, der vorne am Hals getragen wurde. Die Florschließen bestehen aus luftigen Schleifen von Silberfiligran, die beiden Teile werden mit einem verdeckten Haken zusammengefügt. Geschmückt wurden sie meist mit farbigen Glassteinen und -perlen, manchmal sind einzelne Filigranelemente vergoldet.
Kropfketten
Ende des 18. Jahrhunderts, als die Florschließen noch üblich waren, begannen manche Bürgerinnen, so genannte Kropfketten zu tragen. Das waren mehrgängige Silberketten mit schlichtem Verschluss. Mit Hilfe eines Metallsteges mit Ösen, in die die einzelnen Ketten eingehängt wurden, konnte man ihre große Zahl - bis zu zwanzig - gut sortieren. Dieser Steg entwickelte sich zu einer hohen Schließe, die man zunächst im Nacken, manchmal auch seitlich trug. Sie wurde im Lauf der Zeit immer größer und prächtiger ausgeziert und unter dem Kinn getragen - daher die Bezeichnung Kropfkette.
Die Kropfkette entwickelte sich im 19. Jahrhundert zum sicherlich auffallendsten Schmuckstück zur süddeutschen Frauentracht. Die ehemals schmale Schließe erhielt nun eher quadratische Form mit elegant eingeschwungenen Konturen und einen Dekor aus Silberfiligraneinlagen, farbigen Glassteinen und Perlenimitaten. Ihre Funktion als Schließe ist geblieben, sie ist seperat gearbeitet, die Sillberketten werden mit Hilfe einer V-förmigen Feder eingehängt. In der zweiten Jahrhunderthälfte lösten Schließen aus Schaumgold diejenigen aus Filigran ab, immer öfter wurden zusammengehörige Ensembles aus Kropfkette, Ohrringen und Brosche angeboten.
Miedergschnür
Die Mieder der bürgerlichen wie der ländlichen Frauenkleidung wurden im 18. Jahrhundert mit Leder-, Seiden- oder Leinenbändern über verdeckt in die vordere Kante eingenähte Haken geschnürt. Das Ende dieser Bänder war mit einem einfachen Metallstift versehen, der das Einfädeln für die Trägerin erleichtern sollte.
Später schnürte man das Mieder mit Hilfe einer mehrere Meter langen Silberkette, die in deutlich sichtbare Schmuckhaken eingehängt wurde. Die Haken sind meist aus Silber gegossen und enden in Tierköpfchen. Besonders lange Ketten wurden mehrfach durch jeden Haken geführt. Das Miedergeschnür bot reichlich Platz für silberne Anhänger, die bei jedem Schritt der Trägerin aneinander schlugen und klimperten. Münzen und Medaillen waren ebenso beliebt wie Blumenkörbchen, Berufssymbole in Silber- und Goldfassung und Wallfahrtsandenken.
Gschnürstifte / Miederstecker
Durch die im 19. Jahrhundert übliche Schnürung der Mieder mit einer Kette verlor der Metallstift am Band seine Funktion. Er verschwand aber nicht etwa, sondern wurde im Gegenteil zu einem der wichtigsten Schmuckstücke der weiblichen Kleidung. Er erhielt einen schließförmigen Zierkopf, der reichlich Platz bot für Filigranornamente und Rosetten aus Glassteinen und Wachsperlen. Sein Umriss wurde stern- oder herzförmig, rund oder oval oder in reinen Phantasieformen gestaltet. Er bildete das obere Ende der in der Taille begonnenen Schnürung und wurde oben ins Mieder gesteckt, wo er alle Blicke auf sich zog.
Riegelhaube
Von München aus trat bald nach 1800 eine anmutige Haube ihren Siegeszug durch Bayern an, die das besondere Entzücken von König Ludwig I. hervorgerufen haben soll. Münchnerinnen trugen sie zum modischen Biedermeierkleid. Bekannt geworden ist die Münchner Riegelhaube weltweit aber vor allem durch die zahlreichen Darstellungen des Prototyps der Münchner Kellnerin in Miedergwand und Riegelhaube.
Die annähernd hufeisenförmige, äußerst flache Riegelhaube ist aus dicht gewebtem Baumwollrips über fester Pappe geformt und mit Gold- oder Silberfäden, Pailletten und Glasperlen in symmetrischen Blumen- und Rankenmustern bestickt. Den unteren Abschluss bildet eine stilisierte Schleife, der Riegel. Bei den ältesten Beispielen fiel er noch relativ groß aus, im Laufe der Zeit aber wurde er immer kleiner und flacher. Die goldenen Hauben trugen verheiratete Frauen zur Festtracht, die silbernen gehörten den Mädchen und für die Zeit der Trauer gab es schwarze, violette oder blaue Riegelhauben.
Um sie in den Rand aus Spitze und feinem Draht festzustecken, brauchte man eine ungerade Zahl von Nadeln - fünf oder sieben - mit runden oder blütenförmigen Abschlüssen aus Silberfiligran, die den Kopf wie ein Diadem umschlossen und schmückten.
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Kranln und Haarpfeile
Auf dem Land trugen Mädchen seit dem Ende des 18. Jahrhunderts zur festtäglichen Kleidung das Kranl, was Krönchen bedeutet. Dazu wurde das dichte Haarnetz auf dem Oberkopf festgesteckt, so dass das querovale, oben offene, leicht konisch zulaufende Kranl aus Pappe es fest umschließen konnte. Verziert wurde das Krönchen mit Ornamenten aus Gold- und Silberdraht, künstlichen Perlen, farbigen Glassteinen, metallenen Pailletten und Eglomisébildchen.
Um das Kranl auf dem Kopf zu halten, brauchte man den Haarpfeil, der ursprünglich ein notwendiges Gerät war, sich im Laufe der Zeit aber zu einem aufwändig gearbeiteten Schmuckstück entwickelte. Dieser Haarpfeil, eine etwa 20 cm lange meist flache Metallnadeln, wurde durch das aus der Öffnung des Kranls quellende Haar gesteckt. Er erhielt eine immer größer und schöner werdende Schmuckplatte, die meist in der selben Technik und mit den selben Materialien ausgeziert wurde, wie das Kranl, zu dem der Haarpfeil gehörte.
Uhrketten
Männer hatten stets weniger Möglichkeiten, sich zu schmücken. Lediglich Uhrketten, Talerknöpfe und ganz selten einen Ring findet man als ländlichen Männerschmuck. Im 19. Jahrhundert gehörte zur Kleidung wohlhabender Männer in der Stadt wie auf dem Land die silberne oder goldene Uhrkette, die notwendiges Utensil wie auch modisches Accessoire war, bot sie doch Gelegenheit, außer der Taschenuhr Schmuckstücke darauf zu befestigen und bei festlichen Gelegenheiten zu zeigen. Die kleine, flache Taschenuhr wurde auch auf dem Land bei Handwerkern wie Müllern und Brauern und bei Wirten als Statussymbol wie als Schmuckstück zunehmend beliebt. An den an die Uhrkette angefügten zusätzlichen kurzen Gliedern konnte man den oft kunstvoll mit Ornamenten oder Berufssymbolen verzierten Uhrschlüssel ebenso befestigen wie Petschafte, Wallfahrtsandenken oder Amulette in Gestalt von Hirschgrandln, Tiergebissen und -krallen oder Steinen, die als schützend galten.
Knöpfe
Knöpfe zählen zum ältesten Kleidungsschmuck überhaupt. In die bürgerliche und schließlich in die bäuerliche Kleidung kamen sie nach dem Vorbild der höfischen Barockmode, wo sie die taillierten Männerröcke ebenso schmückten wie die Westen. Auf dem Land kannte man als Verschluss lange nur Eisenhafteln. Seit dem späten 18. Jahrhundert kamen Münzknöpfe hinzu, von denen bis zu fünfzig in zwei dichten Reihen aufgeschnürt (nicht aufgenäht) wurden. Sie dienten der Zierde wie der Zurschaustellung des Wohlstandes. Neben den Münzknöpfen wurden solche aus Silberfiligran geschätzt. In manchen Gegenden, wie etwa im Lechrain, wurden sie bald auch von Frauen an ihren buntseidenen Festtags-Spenzern getragen.
10 Kreuzer Bayern 1775 | Knopf aus Moosburg 1825 | Schrobenhausen 1823 |
Fingerringe
Die bäuerliche Bevölkerung in Bayern durfte bis zur Aufhebung der strengen Kleiderordnungen am Ende des 18. Jahrhunderts lediglich schlichte Eheringe aus Messing, Kupfer oder Zinn besitzen. Als das Tragen von Schmuck dann auch auf dem Land erlaubt wurde, entstanden nach dem Vorbild oberschichtlicher Beispiele Schmuckringe für Frauen und für Männer, wobei eine Zuordnung allein aufgrund ihrer Größe oft nicht eindeutig möglich ist.
Edelsteine wurden meist in preiswerteren Materialien wie Glas imitiert. In der Technik der Hinterglasradierung, dem sogenannten Eglomisèe, wurden Glasplättchen mit farbigen Lacken versehen und Ornamente oder auch religiöse Motive wie etwa die Kreuzigung ausgekratzt. Massiv gegossene Silberringe mit Darstellungen männlicher Heiliger wie Antonius oder Georg wurden von Trägern dieser Namen bevorzugt. Auch Ringe mit Hirschgrandln als Schmuck gehörten meist Männern. Bogenberger Ringe, die das dortige Mariengnadenbild zeigen, sollten Frauen nicht nur schmücken, sondern sie wie ein Amulett schützen.
Fingerring mit der Darstellung des Schweißtuchs der Veronika Eglomisé, rote Glassteine 19. Jh. |
Rosenkranz und Gebetbuch
Zum Schmuck einer für den feiertäglichen Kirchgang gerüsteten Frau gehörte der kostbare Rosenkranz und das Gebetbuch mit Silberbeschlag.
Ein Rosenkranz mit Perlen aus Koralle, Bergkristall, Granat, Karneol, Perlmutt oder facettiertem, farbigem Glas und zartem Silberfiligran war meist das Hochzeitsgeschenk des Bräutigams an seine junge Frau. Jenseits seiner religiösen Bedeutung sollte der Rosenkranz durchaus auch sozialen Status der Besitzerin und ihrer Familie öffentlich anzeigen. Mit seinen oft zahlreichen Anhängern wie Devotionalien und Amuletten konnte er schützende Wirkung annehmen, sein Schmuckcharakter ist neben allen anderen Bedeutungen jedoch kaum zu übersehen.
Neben dem Rosenkranz wurde das in schwarzen oder farbigen Samt gebundene Gebetbuch in der Hand getragen und so zur Schau gestellt. Es wies häufig Eckbeschläge und eine Schließe aus Silberfiligran auf.